Coras Hochzeitsreise nach England

(April 2007 - ein Informationsbericht)

Für den Fall, dass jemand eine ähnliche Planung hat und ihm ein kleiner Erlebnisbericht helfen würde, hier ein Bericht über die Einzelheiten von Coras Hochzeitsreise nach England.

Die Vorbereitung

Schon vor längerer Zeit hatte ich für Coras zweiten Wurf einen englischen Rüden ausgesucht, der sowohl von der Ahnentafel als auch von seinem Gebrauchszweck (Stichwort: dual purpose) als Vater von Coras Welpen in Frage käme. Ein Besuch bei ihm und seinen sehr netten, auskunftsfreudigen und verantwortungsbewussten Besitzern ging dem Antrag auf Freistellung, der lt. DRC-Zuchtordnung vorgesehen ist, voraus. Am Rande sei erwähnt, dass der Flug von Frankfurt-Hahn nach London-Stansted – etwa 3 Wochen im Voraus gebucht – 1 (in Worten: einen) Cent pro Richtung gekostet hat! Zwar kamen noch Flughafengebühren von ca. 20 Euro und Gepäckgebühr (wegen Mitnahme eines zweiten Gepäckstücks) dazu, aber sowohl der Flug als auch das für 3 Tage gemietete Auto waren wirklich preisgünstig. Das könnte man sich auch öfter erlauben! Smiley

Nach erfolgter Freistellung hieß es warten, denn Cora hatte beim ersten Tollwut-Titertest den erforderlichen Titer von 0,5 IE nicht erreicht. Nach erneuter Tollwutimpfung und Titrierung (3 Wochen nach der letzten Impfung – der Abstand ist für England nicht vorgeschrieben) ergab sich ein Wert von 12,5 IE/ml – also weit über der Mindestgrenze. Danach musste noch ein halbes Jahr nach der Blutentnahme gewartet werden – also vom 26.9. bis 26. 3. Ein Ersatzrüde auf dem Festland wurde ausgesucht für den Fall, dass Cora mit ihrer Hitze nicht bis zum 26.03. warten würde. Der Besitzerin dieses Schweizer Rüden sei ganz herzlichen Dank, dass sie ihren Rüden auch als Ersatz zur Verfügung gestellt hat. Nun ist er im DRC freigestellt und ich hoffe, dass er auch in Deutschland bald Welpen haben wird, denn er ist ein toller Hund!

Da Cora schon einen Wurf nach einem natürlichen Deckakt gehabt hatte, hätten wir auch eine Insemination mit dem Sperma des englischen Rüden machen lassen können, wenn ihre Hitze vor Ablauf des geforderten halben Jahres nach der Impfung eingetreten wäre.  Das war glücklicherweise aber nicht notwendig - Cora ließ sich Zeit.

Einige vorausplanende Recherchen brachten mich von meiner ursprünglichen Planung, mit der (viel billigeren) Fähre zu fahren, ab. Erstens ist es notwendig, die Fähre langfristig voraus zu buchen, was ja in diesem Fall nicht möglich war, und zweitens muss auf der Fähre der Hund während der ca. 1 ½-stündigen Überfahrt alleine im Auto bleiben. Das Auto steht im dunkeln und vor allem lauten Unterdeck und kann während der Überfahrt nicht besucht werden. Das wollte ich Cora nicht antun! Ich entschied mich daher für die Fahrt durch den Eurotunnel.

Beginn der Hitze und Organisation der Reise

Am 23. März wurde Cora heiß. Da sie letztes Mal am 13. bis 15. Tag der Hitze gedeckt worden war und der 13. Tag der Hitze diesmal der 4. April sein würde, entschied ich mich, die Fahrt durch den Tunnel für den 3. 4. hin und für den 6. 4. wieder zurück zu buchen. Was aber, wenn sich die Hitze diesmal anders verhalten würde?? Auf der Webseite von Eurotunnel (http://www.eurotunnel.com/) fand sich eine – wenn auch nicht ganz preiswerte – Lösung: mit dem „5 Day FlexiPlus“-Tarif kann man die Überfahrt jederzeit verschieben; festgelegt ist lediglich, dass man innerhalb von 5 Tagen wieder zurückfährt. Außerdem ist es möglich, ohne Aufschlag auch mit überhohen Autos (wozu unser Land Rover Discovery mit 1,96 m Höhe zählt) zu fahren und die jeweils nächste Bahn zu verwenden, so dass lange Wartezeiten entfallen. Dieser Tarif hat für uns hin und zurück inklusive der Mitnahme von Cora – der Hauptperson – 464 Euro gekostet.

Zusätzlich zur Tunneldurchfahrt benötigte ich eine Unterkunft, was in der Osterwoche nicht ganz trivial war. Ich versuchte es bei mehreren „Bed and Breakfast“-Pensionen, die jedoch alle entweder ausgebucht waren oder nicht bereit, einen Hund aufzunehmen. So buchte ich schließlich drei Nächte in einem „Travelodge“-Hotelzimmer (http://www.travelodge.co.uk/index.php, 50 Pfund/Nacht), wo auch das Mitbringen von Hunden gestattet war. Die Zimmer in Hotels dieser Kette sind wirklich sehr einfach: Es gibt nicht einmal Frühstück (das kann man im danebenliegenden Burger King zu sich nehmen), sondern nur einen Wasserkocher und Nescafe. Für ca. 80 Euro kann man bei uns wahrlich besser übernachten. Dafür war das Buchen des Hotels überhaupt kein Problem, auch das Mitbringen von Hunden war gestattet, das Hotel war sehr leicht erreichbar, da direkt an der A11 und es war alles sauber und freundlich. Also, wenn man nichts anderes findet, ist das schon eine sinnvolle Möglichkeit.

Ein mikrobieller Abstrich bei Cora verlief zufriedenstellend und es wurde eine Trächtigkeitsbestimmung und ein erster Progesterontest für Montag, den 2.4., den 11. Tag der Hitze verabredet. Der Abstrich war ernüchternd: viele Superfizialzellen, keine oder kaum Schollenbildung, noch recht starke Blutung. Die Vorhersage der Ärztin: kommen Sie am Donnerstag wieder! Das war mir natürlich nicht so recht, denn eigentlich wollte ich das Osterwochenende mit der Familie im Schwarzwald verbringen und so hatte die Tierärztin wohl recht, als sie meinte, ich sähe nicht so zufrieden aus.

Die mitgenommenen Präparate zum Entwurmen und zur Zeckenprophylaxe (Drontal Plus und Exspot) nahm ich wieder mit nach Hause, denn sie dürfen bei der Einreise nach England höchstens 48 h vorher und müssen mindestens 24 h vorher angewandt werden.

Das Ergebnis der Progesterontests bekam ich am Nachmittag: Der Hormontiter war an diesem Morgen um 8 Uhr (zum Zeitpunkt der Blutabnahme) 4,1 ng/ml! Man müsse davon ausgehen, dass er Abends bereits über 5 sei und dass ein Deckakt am übernächsten Tag oder einen Tag später ideal sei, meinte die Tierärztin.

Das war nun eine ganz schöne Aufregung, da ich ja schon mit der Verschiebung der ganzen Aktion gerechnet hatte. Also erst noch mal mit Cora in die Klinik, um doch noch „unter Aufsicht“ Wurmmittel und Zeckenmittel zu verabreichen. Danach Packen und Kontrollieren, ob auch alles dabei war – ich war schrecklich nervös. Wir hatten kurz zuvor ein neues (gebrauchtes) Auto gekauft, mit dem ich auch fahren wollte, für das wir aber noch keine grüne Versicherungskarte hatten. Außerdem hatte die Bank an diesem Tag nicht genügend Pfund vorrätig, die ich als Decktaxe benötigte. Ich nahm mit, was ich bekommen konnte und ansonsten eben Euro, die ich an der Grenze wechseln wollte.

Was man vorbereiten sollte:

  1. Tollwuttiterbestimmung, für die die Blutabnahme mindestens 6 Monate vor der geplanten Einreise liegen muss (http://www.defra.gov.uk/animalh/quarantine/index.htm); Eintragung des Ergebnisses in den Heimtierausweis durch den Haustierarzt.
  2. Kontrolle, ob der Chip noch vorhanden und lesbar ist!
  3. Mindestens 24, höchstens 48 h vor der Einreise Zecken- und Bandwurmbehandlung durch den Tierarzt; ebenfalls im Heimtierausweis attestieren lassen.
  4. Buchung der Überfahrt, mit Hund bevorzugt durch den Eurotunnel. Buchung kann normalerweise auch recht kurzfristig vorgenommen werden. Wenn man die „FlexiPlus-Fare“ nimmt, kann man beliebig ankommen und wird gleich „aufgeladen“.
  5. Buchung der Unterkunft.

Mitnehmen:          

    • Ausgefüllten Heimtierausweis mit Titerbestätigung, Bandwurm- und Zeckenprophylaxe
    • Personalausweis oder Pass
    • Grüne Versicherungskarte fürs Auto
    • Führerschein
    • Deckgebühr in Pfund – hat ähnlich viel gekostet, wie bei uns
    • Möglichst viel zu Essen – das Essen ist in England sehr teuer
    • Möglichst viel Benzin – auch Tanken ist in England teurer als
      auf dem Kontinent. Am billigsten ist das Tanken z. Zt. in Belgien.

Die Fahrt

Wir fuhren ganz geruhsam am Dienstag um 9 Uhr hier los. Ich hatte die Tunneldurchfahrt für 16.50 Uhr gebucht, so dass wir genügend Zeit hatten. Mit einigen kleinen Pinkelpausen fuhren wir in ca. 6 Stunden von Gießen nach Calais. Das Navi leistete gute Dienste bis auf die letzte Ausfahrt, bei der ich mich auf die Beschilderung verlassen musste (und konnte). Kurz vor der Einfahrt in den „Bahnhof“ steht „Péage“ an der Straße, damit ist aber nur gemeint, dass man den Tunnel bezahlen muss. Der französische Autobahnabschnitt zum Eurotunnel kostet keine Maut.

Wenn man in den Bereich kommt, in dem sich die Straße vor den Buchungshäuschen auf viele Spuren aufteilt, muss man sich zunächst ganz weit rechts halten – dort gibt es ein Schild mit einem Pfotenabdruck und der Beschriftung „Pets“. Dort fährt man vor, zeigt seine Buchung (auf der eingetragen sein muss, dass ein „Pet“ an Bord ist) und seinen vorbereiteten Heimtierausweis. Der Chip wird abgelesen und alles ist paletti.

Hat man FlexiPlus, muss man nun von der rechts außen gelegenen Spur auf die links außen gelegene wechseln – nicht ganz einfach. Dort checkt man selbst ein, indem man den Computer per Touch Screen aktiviert (nicht ungeduldig werden!), die Kreditkarte einschiebt, mit der man die Überfahrt gebucht hat, alles weitere bestätigt und einen Anhänger erhält, den man an den Rückspiegel hängt. Anschließend fährt man – geleitet durch freundliches Personal – bis auf den Zug weiter. Hat man Normaltarif, dann ist es wichtig, rechtzeitig zum gebuchten Zug da zu sein. Ist man zu früh, kann man sich noch einen Abstecher ins Restaurant leisten, ist man zu spät, hilft wohl nichts. Smiley

Bei uns war es eine Sache von 10 Minuten, bis wir auf dem nächsten erreichbaren Zug standen, obwohl wir sicher eine Stunde früher als geplant angekommen waren. Da die Tunneldurchfahrt nur ca. 30 Minuten dauert, bleibt man am besten im Auto. Ich habe mit Cora zwei Bananen geteilt und dann Zeitung gelesen ;-).
Am anderen Ende angekommen, kann man ohne weitere Formalitäten den Zug verlassen, nachdem man vom freundlichen Zugführer darauf hingewiesen wurde, dass man erstens seine Uhr eine Stunde zurückstellen muss und dass man zweitens nach der Ausfahrt vom Zug links fahren müsse.

Ich war in den letzten Jahren zweimal in England, wobei ich jeweils ein Mietauto zur Verfügung hatte. Diesmal war ich seit langer Zeit das erste Mal wieder mit dem eigenen Auto dort und ich muss sagen: es war überhaupt kein Problem! Ich habe mich in England mit dem eigenen Auto gut und sicher gefühlt, die englischen Autofahrer sind extrem rücksichtsvoll und fahren auch nicht besonders schnell (Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen ist 70 Meilen/Std., also ca. 110 km/h). Das Problem, das ich mit dem Schalten mit der linken Hand und mit dem Überfahren des Bordsteins in Linkskurven bei den Mietautos mit Rechtssteuer hatte, bestand im eigenen Auto natürlich nicht – es war überhaupt nicht schwierig!

Auf meinem Weg von Folkstone nach Norden, östlich um London herum, musste ich bei Dartford die Themse überwinden. Auf dem Hinweg fährt man hier durch einen Tunnel, auf dem Rückweg nach Süden über eine Hängebrücke. Beide Fahrten kosten 1 oder 2  Pfund (je nach Tageszeit).

Im Ausland ist es von besonderem Vorteil, wenn man – sofern man keinen Beifahrer hat, der die Karte lesen kann – ein funktionierendes Navi zur Verfügung hat. Ich selbst hatte eins von Navigon und ich muss sagen, dass es mich nie in die Irre geführt hat, auch nicht, als ich mich mal nach Karte verfahren hatte und mich dann aus der Mitte der Pampa zurück in die Zivilisation führen ließ.
Smiley

Das Decken

Cora wurde von Chinnordale Rockhopper gedeckt, dessen Besitzer langjährig erfahrene Züchter und Deckrüdenbesitzer sind. Es handelte sich nicht um einen „freien“ Deckakt, sondern es gab für den Rüden eine bestimmt Routine, nach der er seine Aufgabe absolvierte. Dennoch durften die beiden Partner sich im „Hochzeitszimmer“ kennenlernen, etwas miteinander spielen – sie waren voneinander begeistert J – und kamen dann zur Sache. Alles lief in großer Ruhe und ohne jegliche „Vergewaltigung“ ab und Cora war von der Sache offenbar sehr angetan! Die Papiere waren ja bereits vorher ausgiebig kontrolliert worden und so konnte nach dem halbstündigen Hängen gleich die Deckmeldung ausgefüllt und die Decktaxe bezahlt werden.

Der erste Deckakt fand am 13. Tag der Hitze mittags statt. Wir befanden, dass alles gut ausgesehen habe und dass es daher ausreichen müsse, wenn wir noch einen weiteren Deckakt am 14. Tag abends planten, so dass ich am 15. Tag früher als geplant wieder nach Hause reisen könnte.

Den Tag zwischen den beiden Decktagen verbrachte ich mit Cora beim Erkunden der Umgebung: Wir besuchten Newmarket mit seinen riesigen Pferderennbahnen, auf denen man nachmittags auch mit Hunden spazieren gehen kann, wir besichtigten Saffron Walden und Finchingfield, zwei sehr alte und wirklich nette Örtchen, wir machten einen Spaziergang durch den Park von Clare Station und trafen am späten Nachmittag wieder bei Coras Mann ein – worüber sie sich erkennbar freute!

Der zweite Deckakt verlief ebenso problemlos und professionell wie der erste, so dass ich guten Mutes die Rückreise für den Karfreitag morgen planen konnte.

Gefühle

Bei dieser Reise, die ich ja mit Cora ganz alleine unternommen habe, tauchten einige Gedanken auf:
Obwohl ich mit dem professionell gehandhabten Deckakt sehr zufrieden war, bin ich nicht völlig sicher, ob das Decken zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden hat, weil der Rüde „nicht gefragt“ worden ist. (Cora ist leider nicht sehr dezent und hätte wohl gerne länger als nötig einen Mann!) Nun heißt es hoffen!

Ich war darüber beunruhigt, dass ich inzwischen so sehr von der Technik abhängig bin. Im Hotelzimmer gab es nur eine Steckdose mit 3 schlitzförmigen Polen, für die ich keinen Adapter hatte. Ergebnis: ich konnte weder meinen Laptop laden, der deshalb nach kurzer Zeit den Geist aufgab, noch konnte ich einen Fön oder sonst irgend ein Elektrogerät verwenden. Als am 2. Tag das Ladegerät fürs Navi kaputt zu sein schien, kaufte ich voller Panik eine Landkarte und hatte schon die Befürchtung, meine Besichtigungstour ausfallen lassen zu müssen! Zum Glück konnte ich den Defekt beheben und das Navi nach Wunsch benutzen.

England: obwohl die Bevölkerungsdichte ähnlich wie bei uns ist, ist doch der ländliche Raum weit weniger dicht besiedelt und bewirtschaftet. In den zahlreichen Brachen und Feldholzinseln wie auch in den Feldern selbst gibt es überall Massen von Niederwild! Wo immer man spazieren geht, fliegen Tauben, Fasanen und Rebhühner auf, Karnickel spritzen weg. Sehr gut zum Üben mit unseren Wild-ungewohnten Hunden! Auch wenn ich weiß, dass ein großer Teil dieses Besatzes auf ausgesetzten bzw. ausgewilderten Tieren beruht, finde ich das doch großartig und frage mich, warum das bei uns nicht (wie früher) ebenfalls möglich ist!

Felder haben in England völlig andere Proportionen als bei uns – sie sind eher quadratisch als lang gestreckt. Komisch, dass die Duschhandtücher im Hotel genauso dimensioniert sind. Smiley

Zusammenfassung

Trotz vorhergehender Nervosität war diese Englandreise mit Hund keine Hürde und der Deckakt in England völlig problemlos. Ich würde eine derartige Reise jederzeit wiederholen! Für gewünschte Informationen stehe ich´gerne zur Verfügung.

 

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Letzte Änderung: 15.04.2007